Tanz der Apsara
Acryl auf Leinwand, 1 x 1 m
2014
Ganz besonders gefallen hatten mir in Angkor Wat die in Stein gehauenen auf Lotosblüten tanzenden Apsara-Tänzerinnen auf den Reliefs der Tempelanlage. Bewundernswert wie die Steinmetze zu einer fast 1000 Jahre zurückliegenden Zeit die feinen Gesichtszüge, die geschmeidigen Bewegungen beim Tanz, den filigranen Körperschmuck festgehalten hatten. Und über allem das geheimnisvolle Lächeln der nymphenähnlichen Halbgöttinnen, der verführerischen Schönheiten, die in der von den Khmer übernommenen indischen Mythologie einst den Himmels- und Luftraum bewohnten. Große Meisterwerke, große Kunst. Im Hintergrund des Bildes ist die Tempelanlage von Angkor Wat dargestellt, im Vordergrund des Bildes sieht man auf der linken Seite ein junges Mädchen, das einen bestimmten Tanzschritt vollführt. Es ist ein junges, kambodschanisches Mädchen mit großen dunkelbraunen Augen und graziler Gestalt. Sie war mir bei Besuch der Tempelanlagen auf Schritt und Tritt gefolgt. Ich hatte ihr bei einem ersten Kontakt einen Stoß Postkarten abgekauft, die sie den Touristen anbot. Fünf Postkarten für einen Dollar. Schon bald besaß ich nach ein paar Tagen einen ganzen Stoß von Postkarten, weil ich nicht nein sagen konnte, obwohl ich immer wieder versuchte ihr klarzumachen, dass ich all diese Postkarten doch schon gekauft hatte und gar nicht so viele Leute weltweit kennen würde, um ihnen aus Kambodscha zu schreiben.“No”, sagte sie jedoch jedes Mal sehr bestimmt, “no Sir, you need more postcards. Wonderful postcards showing Cambodias marvelous old monuments. I costs only one dollar. “ Sie sprach gutes Englisch und ließ sich bis zum letzten Tag nicht abschütteln. Also kaufte ich Postkarten zu Hauf und erhöhte den Preis freiwillig auf zwei Dollar. Das Mädchen trug jeden Tag dieselbe zerschlissene Jacke mit der Aufschrift Pierre Cardin 1950 Sport und eine orangefarbene dreiviertellange Jeans. Als wir uns verabschiedeten, inzwischen hatte sie einen ganzen Tross Kinder um sich geschart, übergab sie mir einen Brief, den sie nur für mich geschrieben hatte. Sie dankte mir darin für den Kauf der vielen Karten und wünschte mir ein langes Leben verbunden mit viel Glück in diesem langen Leben. Ja, und dann als ich sie gefragt hatte, ob sie die Apsaras in den Tempeln und deren Tänze kenne, vollführte sie diese – für uns Fremde- eigenartige Tanzbewegung, die wohl eine der vielen tausend Variationen der Apsaratänze darstellen sollte. Sie konnte die Hand wirklich rechtwinklig abknicken, so wie ich es auf dem Bild gemalt habe. Unglaublich und ein kleiner magischer und nachdenklicher Augenblick unserer Reise nach Kambodscha.