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Laudatio Hela Schandelmaier, Kunsthistorikerin und Stadträtin der Stadt Deggendorf

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstfreunde, liebe Freunde, liebe Dicke und Dünne, Kritiker, Freigeister usw., wie Jaru es in seiner Einladung formuliert hat. Es ist mir eine Ehre, diese Ausstellung mit eröffnen zu dürfen.

Was für ein großartiger Titel, *Jaru und die WeibsBilder*. Schon das alleine macht neugierig und ist wieder typisch unser Jaru. Er hat mir erzählt, wie die Reaktion mancher Leute war, so etwas sagt man doch heute nicht mehr, … usw.

Er ist und bleibt unkonventionell, ein Freund der Kunst, der Menschen, der Musik, immer neugierig auf Alles, dabei unendlich freundlich und großzügig und immer unterstützt von Müsch seiner Frau und seinem Team.

Das Entscheidende heute Abend ist, er gibt mal wieder Raum, nicht zum ersten Mal und zwar drei wunderbaren Künstlerinnen, und er gibt uns Raum und Zeit, Neues zu entdecken, zu sehen und darüber zu reden.

Er selber hat sich mit seinen Bildern etwas vor den anderen Dreien zurückgezogen und Ihnen mit die schönsten Plätze überlassen. Darum werde ich auch erst über die Künstlerinnen sprechen und dann erst noch ein wenig über ihn.

 

Marlies Wagner ist Österreicherin und offenbar eine selbstbewusste, fröhliche Frau. Dieses Lebensgefühl vermitteln ihre Bilder sofort, sie laden ein auf einen Spaziergang durch phantastische Welten voller kräftiger heller Farben.

Ich nehme mir immer Zeit, die Bilder anzuschauen über die ich reden will und meist kommen da schon die ersten Gedanken. Hier, oh, Bilder in denen man spazieren gehen kann. Ganz oben steht für mich gemalte Fantasie, Bild gewordene Fantasie. Eine Lust zu schauen, Neues zu entdecken, wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren, von neuem das Bild erkunden, wieder umkehren und das wieder und wieder.

Es begegnen uns seltsam vertraute Wesen, ein bisschen an Chagall erinnernd, ein bisschen an die eigene Märchenwelt der Kindheit, Zirkuserinnerungen werden wach,  alles scheint möglich. Hinten rechts zum Beispiel eine Ziegenkönigin als Ballerina umgeben von Putten, Engeln, die fallen, fliegen sie umtanzen.

Tiere in menschlichen Rollen, Menschen, die mit Tieren verschmelzen, und sich einen Lebensraum teilen, völlig frei und ungebunden.

Viele Assoziationen kommen einem in den Sinn, aus der Welt der Antike, Mickey Mouse, viele Zitate aus dem Welterleben von uns allen.

Zwei Motivbereiche tauchen aber immer besonders auf. Das eine sind Frauen, selbstbewusst, mal verspielt, mal ruhend, in Bewegung, alle völlig bei sich. Oft in Zusammenhang mit Tieren, seien es Kühe, Esel, Ziegen, Hühner die als gleichberechtigte Persönlichkeiten neben den Menschen agieren.

Alles bleibt immer ein wenig rätselhaft und das mag eins der Geheimnisse sein. Man lässt sich gern auf diese Rätsel ein, wird Teil dieser schwerelosen, phantasievollen Bilderwelt.  Fast meint man auch ein bisschen Musik zu hören. Die hellen wunderbaren Farben unterstützen diese Traumwelt, die verwunschen bleibt und dem Betrachter aber gleichzeitig ein wenig vertraut erscheinen. Faszinierend. Ich freue mich Frau Wagner, dass wir Ihre Bilder heute hier bewundern dürfen.

 

Die nächste Künstlerin ist

Mirjam Reiner

Auch wer Mirjam Reiners Bilder einmal gesehen hat, erkennt sie an anderer Stelle sofort wieder.

Herzlich willkommen Frau Reiner, auch sie eine Künstlerin aus Österreich.

Ihre Tiere bleiben einem sofort in Erinnerung. Sie stellt sie frei ohne Hintergrund auf die Leinwand, mitten aus der Bewegung, als eigenständige Persönlichkeiten. Dadurch wirken sie als Solitär und grösser als sie eigentlich sind. Oder eben viel größer wie bei der Biene im Treppenhaus.

Mit wenigen groben Pinselstrichen gelingt es der Künstlerin den Charakter eines Tieres vollständig darzustellen. Das Reh, das sich kurz umschaut, die Koi-Karpfen in ihren immerwährenden Spiralen, der stolze Hirsch.

Dieses aus dem Zusammenhang nehmen findet bei der Katze links noch eine weitere Steigerung. Sie nimmt das Tier nicht nur aus der Umgebung, sondern gleich ganz auseinander und verteilt es auf zwei Leinwände. Ein Diptychon. Hypnotisierend schaut uns die Katze an, währen ihr Körper bereits auf dem Weg woanders hin ist. Man möchte sagen, bleib doch noch ein bisschen.

Mirjam ist auf dem Land aufgewachsen in Kärnten, man merkt sie hat Tiere genau studiert und es sind ihre Freunde.

Ein anderes Motiv ist die Meissner Tasse, ein luxuriöser Alltagsgegenstand, der  sich groß aufgeblasen auf zwei Leinwänden wiederfindet.  Sie scheint wie gesprenkelt, läuft da was über, oder sind es Sonnenstrahlen. Ich musste sofort an Popart denken, neu interpretiert. Etwas Alltägliches mal völlig anders. Auch hier bleibt sie sich treu, kein Tisch darunter, keine zweite Tasse nichts, ausschließlich das Objekt.

Zu den Bildern gesellen sich oft witzige Untertitel und so nutzt sie das narrative Moment ihrer Bilder oder ergänzt es dadurch. So heißt der Hirsch „ come on Baby light my fire“. Sie zitiert aus Gedichten oder Liedern, ich bin gespannt, was wir nachher noch darüber herausfinden.

 

Laura Ertl

Die Dritte im Bunde von Jarus Weibsbildern ist Laura Ertl. Auch Sie herzlich willkommen. Er hat sie in Bad Reichenhall kennen gelernt und gleich hierher eingeladen.

Ihre Bilder sind vielleicht die kompliziertesten.

Die helle freundliche, fast strahlende Farbgebung hat sie mit den beiden andern Künstlerinnen gemeinsam, jedoch sind die Bilder schwieriger zu erfassen, sie sind abstrakter und lassen noch mehr Raum für Assoziationen. Schemenhaft erkennt man Wesen in einer nicht gegenständlichen Umgebung. Allenfalls erkennt man Formen, die der Betrachter entschlüsseln kann oder darf.

Rechts vielleicht ein Engel, dahinter Himmel, vor ihm eine Kugel mit Kern?

Aber ist das überhaupt die Frage?

Abstrakte Kunst meint eine Ausdrucksform, die sich von der bloßen Wiedergabe der Gegenstände löst, es geht nicht mehr um Verfremdung oder greifbare Objekte, sondern es geht um die Hinwendung zum Visionären, zur geistigen Welt, es geht um Farbfeld-Kombinationen, die eine innere Welt zeigen wollen.

Da sind wir bei der alten Frage, dem Dreiklang Künstler, Bild, Betrachter.

Was will uns der Künstler sagen? Will er uns überhaupt etwas sagen oder einfach nur zeigen.

Spricht das Bild zu uns? Meiner Meinung nach nur, wenn der Betrachter sich auf ein Wechselspiel einlässt. Und das bedeutet in erster Linie Zeit, Neugierde und das sich einlassen auf etwas Neues, Anderes. Was mach das mit mir, was ich da sehe, ruft es irgendetwas hervor und ja auch, gefällt mir das, was ich sehe.

Man muss sich immer auf ein Bild einlassen, im Falle von Frau Ertl vielleicht noch etwas mehr. Jaru und ich haben genauso wie bei den anderen Künstlerinnen davor gesessen und ein bisschen philosophiert und darüber geredet, was wir sehen. Ich hoffe dasselbe passiert nachher auch mit uns allen.

Ich habe mich bewusst dagegen entschieden mehr über die Biografien der Künstlerinnen zu sagen, wichtiger erscheint mir das Eingehen auf die Werke. Alle haben bei renommierten Künstlern gearbeitet und mehrere Ausstellungen erfolgreich bestückt. Wir sind froh, dass alle drei heute hier bei uns sind.

 

Und zum Schluss nun zu Jaru:

Inzwischen kenne ich ihn und seine Bilder etwas besser und ich könnte viel erzählen. Aber ich folge ihm und lasse seinen Weibsbildern mehr Raum. Ein bisschen möchte ich aber doch dazu sagen. Nicht dasselbe, was ich schon bei ein, zwei Ausstellungen erzählt habe, sondern was sich für mich immer mehr herauskristallisiert.

Jaru malt sein Leben und er lässt uns daran teilhaben. Es gibt drei entscheidende Komponenten in seinem Werk: Reisen, Wasser und Leben am Wasser.

Von jeder Reise entsteht ein Zyklus, sei es Oberitalien, Thailand, der Millstätter See. Schaut euch einmal bewusst die Bilder an, meist findet sich ein See oder Meer, die weiten des Himmels in wunderbarem Licht und einen eher schmalen Saum von Zivilisation. Lichterketten einer Stadt, Boote, Spiegelungen mit und ohne Menschen. Unten zum Beispiel ein wunderbares Bild eines sich küssenden Paares auf einer der vielen Brücken in Venedig, die sich im Wasser spiegeln.

Ebenfalls unten vier Bilder Seegesichter vom Millstätter See, neu auf Wellpappe gemalt. Alle vier Bilder zeigen den Blick nach Westen wo die Sonne untergeht. Technisch rumprobiert wird nämlich auch immer wieder. Und bitte, Jarus Bilder wirken aus der Nähe und der Ferne anders.

Zwei Kunstwerke zum Schluss. Die bemalten Dachziegel unten erzählen eine eigene Geschichte. Ein Erinnerungsstück einer liebenden Frau an einen Caballero, die betrogen diesen schon wegwerfen wollte. Mit Jarus Malerei, durften sie weiter leben.

Und als allerletztes ein Bild, dass den Bogen zu Künstlern der Vergangenheit spannt. Es ist eine Hommage an das Café des Nattes in Sidi Bou Said in Tunesien, in dem sich vor 104 Jahren Macke und Klee zu einem Austausch trafen. Hier mit Jaru.

So Ihr Lieben, alle Bilder sind zu erwerben. Denkt daran, ihr kauft nicht nur ein Bild, sondern ihr kauft ein Stück eines Menschen, der uns etwas mitteilen will, uns eine Freude machen will und sich schutzlos öffnet. Ihr kauft dem Künstler Zeit, weiter zu malen und das wollen wir doch alle.

Jetzt wünsche ich der Ausstellung ein gutes Gelingen.

Danke

 

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