Wenn man vom Miradouro Portas do Sol die Treppen in die Alfama hinuntergeht und sich im schmalen Gassengewirr der Altstadt treiben lässt, erreicht man schon bald die abgebildete Gasse mit der Kirche „Igreja de São Miguel“ im Hintergrund. In einem winzigen Geschäftchen, das „MARIA, Original Portuguese Products“ hieß, machten wir halt, um Souvenirs aus der Alfama einzukaufen. Was wir außerdem kauften, war die CD „Concerto Em Lisboa“, eine CD der Fadosängerin Mariza, die uns die Eigentümerin Maria wärmstens ans Herz legte, weil ich ihr gesagt hatte, dass ich Fadomusik sehr liebe. Die CD ist ein Mitschnitt von einem Open-Air-Konzert der Sängerin draußen am Torre de Belém aus dem Jahr 2005. Mit Maria kamen wir dann über dieses Konzert weiter ins Gespräch; und wenn wir Portugal liebten, meinte sie, müssten wir uns unbedingt den letzten Fado auf der CD anhören und genießen der „O Gente Da Minha Terra“ (die Leute meines Landes), hieße. „Sie müssen sich das so vorstellen“, sagte Maria in fließendem Englisch „die Portugiesen sind sehr melancholische Menschen und überall, wo dieser Fado gespielt wird und mehrere Portugiesen beisammen sind – über die ganze Weilt sind die Portugiesen ja verstreut, um Arbeit zu finden – dann weinen sie zusammen. Das ist unglaublich, aber wahr. Ich war dort auf dem Konzert am Torre de Belem“, erzählte sie gerührt weiter, „Mariza hielt plötzlich mitten im Gesang inne und begann zu schluchzen – und ob Sie es glauben oder nicht, das Publikum weinte mit. Portugal weinte vor dem Torre de Belem, wo einst die berühmten Seefahrer des großen Landes mit ihren Karavellen in See stachen“. Als Maria geendet hatte, liefen ihr tatsächlich ein paar Tränen die Wangen hinunter. Nachdenklich und gerührt verabschiedeten wir uns von Maria – ein halbes Jahr später waren wir wieder in Lissabon und haben Mariza im Parque das Nações vor 20.000 portugiesischen Zuschauern gehört und gesehen und beim letzten Fado des Abends war es dann wieder soweit: Bei „O Gente Da Minha Terra“ weinte das Publikum, und meine Frau und ich heulten mit. Die Portugiesen und Portugiesinnen tragen halt viel Liebe für ihr Land und ihre Kultur im Herzen.
