Das ballspielende Mädchen im Panier – Marseille
Öl auf Malkarton, 40 x 60 cm
2013
Während einer Mittelmeer-Kreuzfahrt auf der MSC Fantasia im Sommer 2011 legte unser Schiff an einem Sonntagmorgen schon sehr früh in Marseille an. Strahlendblauer, wolkenloser Himmel. Mit dem Bus wurden wir in die Stadt zum Vieux Port, dem Herzen Marseilles, gekarrt. Gar nicht schön die Fahrt inmitten wild durcheinander redender Touristen. Viele verschiedene Sprachen, zu viele Menschen auf engem Raum. Nein, gar nicht angenehm, aber der Tag war dennoch schön, wunderschön sogar, unvergesslich schön, weil wir eine traumhafte Atmosphäre genießen durften. Den Tag bis zum Abfahrt des häßlichen Busses verbrachten wir hauptsächlich am Hafen, auf dem Quai des Belges, dem pittoresken Markt direkt am Wasser, wir genossen das Licht und das Meer, die Gerüche und die Farben, beobachteten die ein-und auslaufenden Segelschiffe, aßen schmackhafte Marseille-Spezialitäten, tranken zwischendurch ein kühles Bier, benutzten die kleine, seltsame Fähre Le Ferry Boat, mit der man in wenigen Minuten das Hafenbecken des Vieux Ports überqueren kann und auf die die Bürger Marseilles so stolz sind. Den einzigen kleinen Ausflug unternahmen wir ins angrenzende alte Viertel Le Panier, das auf einem der Hügel der großen Stadt liegt. Wir spazierten dort einer roten Linie entlang, die uns immer tiefer in die Vergangenheit Marseilles führte. In das Quartier Panier Jean-Claude Izzos, des von den Franzosen und gerade von den Bewohnern Marseilles so geliebten Kriminalautoren, der in diesem multikulturellen Viertel aufgewachsen war und dort bis zu seinem Tod gelebt hatte. Izzo hatte trotz der ihn ständig umgebenden Gewalt in der Hafenstadt sein Herz an die einfachen Leute verloren. Selbstverständlich spielen die Romane um seinen liebenswürdigen Protagonisten, Fabio Montale, auch im Panier, durch das wir an diesem herrlichen Sonntagmorgen ohne vielen Menschen zu begegnen, schlenderten. Das alte Viertel war anscheinend in einen tiefen Sonntagmorgenschlaf versunken. Die Gassen waren so schmal, das kaum Sonnenlicht hineinfallen konnte. Dann wieder ein menschenleerer, kleiner Platz, vom Sonnenlichtet überflutet. Es roch nach Gewürzen und frischem Brot. Und plötzlich entdeckten wir – ein paar Schritte weiter – hinter einer Biegung ein Mädchen, das fröhlich mit einem Ball spielte. Der Ball rollte die Gasse hinunter, ihre Mutter oder vielleicht ihre Schwester rief einen Namen. Helene oder Elene? Das Mädchen antwortete weiterspielend schnell etwas, ich verstand aber nicht. Eine fremde Sprache? Und über allem thronte mit einer goldenen in der Sonne glänzenden Madonna auf dem Turm die Eglise Notre-Dames de la Garde, die man eigentlich in dieser schmalen Gasse nicht sehen konnte, aber was macht das schon, für mich war sie allgegenwärtig, hoch oben auf einem Kalkfelsen über der Stadt. Diesen Eindruck habe ich versucht zu malen. Leider ist das Panier nicht so farbig wie ich es dargestellt habe, eigentlich herrscht nur ein heller Ockerfarbton vor und andere, bunte Farben fehlen fast völlig. Dennoch ein unvergesslicher Spaziergang auf den Spuren eines großen Autoren in einem sehr alten Stadtteil.