Sidi Bou Said – Im Dar el Annabi

Öl auf Leinwand, 50 x 60 cm

2013

Das Dar el Annabi wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut, es befindet sich in Sidi Bou Said unweit des Café des Nattes. Während des 20. Jahrhunderts wurde es verschönert und saniert und als Sommerresidenz des Taib el Annabi genutzt. Heute ist es ein Maison traditionnelle, ein Museum. Man kann die wundersame, in der Hitze flirrende Atmosphäre, die eine tunesischen Familie damals umgab, fast miterleben, wenn man durch die einzelnen Räume und Höfe geht und überall – selbst in kleinsten Gemächern – lebensgroßen Puppen in traditionellen Kostümen antrifft. Von außen sieht es wie ein gewöhnliches Haus aus und ist wie alle Häuser in Sidi Bou Said in blau-weißen Farben gehalten. Von der Dachterrasse aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf Sidi Bou Said. Wir waren dort mit unseren Freunden Gabi und Franz und beim Malen stellte ich mir vor, dass die Puppen plötzlich Leben eingehaucht bekamen, ich versetzte mich in die Zeit Mackes und Klees zurück, die auch im Dar el Annabi gewesen waren und auch von der Dachterrasse auf das Meer und die weiß-blaue Stadt geschaut haben sollen. Mit viel bewusstseinserweiternden Dingen im Blut. Flüsterte mir jedenfalls unser tunesischer Reiseführer so unter der Hand zu. Wir befinden uns auf dem Bild in einem Innenhof und die Menschen, die mir beim Malen begegneten, waren natürlich nicht wirklich dort. Sie existierten nur in meiner Fantasie. Ich habe sie eingefügt und vieles vereinfacht und verändert. Ich glaube, man merkt aber, dass August Macke in meinem Kopf anwesend war. Weil Franz auf seiner Feier zum 60. Geburtstag sich nicht zwischen diesem Bild und dem Café-des-Nattes-Bild entscheiden konnte, habe ich ihm dann früh am Morgen die Auswahl erleichtert und dieses Bild gleich mitgeschenkt. Die Bilder gehören einfach zusammen, man darf sie nicht trennen, und nun hängt das Dar el Annabi neben dem Café des Nattes in Franzens Wohnzimmer.